Volkstrauertag 17.11.2024

0

Am Sonntag, 17. November 2024 wurde im Rahmen einer Gedenkfeier unter Mitwirkung der Musikkapelle Grimmelfingen am Kriegerdenkmal an der Jakobuskirche Grimmelfingen der Opfer von Gewalt und Krieg gedacht:

Liebe Grimmelfingerinnen, liebe Grimmelfinger, liebe Gäste aus den umliegenden Ortschaften,

heute, am Volkstrauertag gedenken wir aller Toten von Krieg und Gewaltherrschaft in Deutschland und weltweit – und das zu einer Zeit, in der die Kriege auf der Welt zunehmen, anstatt dass mehr Frieden einkehrt. Die Welt erscheint zerstritten wie viele Jahre nicht mehr.

Die Zahl der Kriege ist weltweit auf einem Höchststand – und die Zahl der Menschen, die in diesen Kriegen sterben, ist so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Derzeit lebt einer Schätzung[1] zufolge jeder siebte Mensch der Welt in einem aktiven Krisengebiet.

Werden Kriege immer häufiger, wird es gleichzeitig zunehmend schwieriger, sie zu beenden –Friedensmissionen scheitern eher als dass sie gelingen.

Der Einmarsch Russland in die Ukraine und der daraus resultierende Krieg währt nun schon fast drei Jahre. Der schon über ein Jahr dauernde Krieg im Nahen Osten aufgrund des Überfalls der Hamas auf Israel weitet sich eher aus als dass er ein Ende findet. Sudan, Jemen und Myanmar sind weitere Kriegsgebiete dieser Welt.

In diesen Kriegen verlieren sowohl Soldaten und Soldatinnen wie auch Männer, Frauen und Kinder ihr Leben.

Wir stehen hier am Kriegerdenkmal an der Grimmelfinger Kirche, auf dem die Namen und die Daten der Grimmelfinger Bürger stehen, die in den beiden Weltkriegen gefallen sind oder vermisst wurden. Sie fehlten ihren Familien: ihren Ehefrauen, ihren Eltern, ihren Kindern. Sie hinterließen eine schmerzliche Lücke bei denen, die sie liebten und die sie im Alltag oft schmerzlich vermissten.

Dieses Denkmal ist ein Aufruf zum Frieden, damit nie wieder solche Mahnmale gebaut werden müssen. Frieden ist dabei kein Projekt für ein paar Jahre, sondern eines für Generationen und damit ein Auftrag an uns Alle.

„Seid gut, seid Menschen“ – dieser Wunsch von Margot Friedländer, die als einzige ihrer Familie den Holocaust überlebt hat, ist kurz aber prägnant.

Sie gibt diesen Wunsch Kindern und Erwachsenen weiter, sei es bei Berichten vor Schulklassen oder bei der diesjährigen Bambiverleihung.

„Seid Menschen“ – was bedeutet das?

  • Mensch zu sein bedeutet, seinen Mitmenschen auf Augenhöhe zu begegnen und nicht sich über sie zu erheben.
  • Mensch zu sein bedeutet, nicht neidisch auf den andern zu sein, sondern ihm das Seine zu gönnen.
  • Mensch zu sein bedeutet, dem anderen zu vergeben und auch die eigene Schuld vergeben zu bekommen.
  • Mensch zu sein bedeutet, aufeinander zu achten.
  • Mensch zu sein bedeutet, die Würde des Gegenübers zu achten.
  • Mensch zu sein und anderen als Mensch zu begegnen hilft, Frieden zu schaffen und Frieden zu erhalten.

Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, damit wir auf dieser Welt miteinander als Menschen friedlich leben. Damit möchte ich nun die Totenehrung sprechen:

Wir denken heute
an die Opfer von Gewalt und Krieg,
an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken
der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,
der Menschen, die durch Kriegshand­lungen oder
danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und
Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer,
die verfolgt und getötet wurden,
weil sie einem anderen Volk angehörten,
einer anderen Rasse zugerechnet wurden,
Teil einer Minderheit waren oder deren Leben
wegen einer Krankheit oder Behinderung
als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer,
die ums Leben kamen, weil sie Widerstand
gegen Gewaltherrschaft geleistet haben,
und derer, die den Tod fanden, weil sie an
ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern
um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage,
um die Opfer von Terrorismus und
politischer Verfolgung,
um die Bundeswehrsoldaten und
anderen Einsatzkräfte,
die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer,
die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.
Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus,
Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.

Wir trauern mit allen,
die Leid tragen um die Toten und
teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der
Hoffnung auf Versöhnung unter den
Menschen und Völkern,
und unsere Verantwortung gilt dem
Frieden unter den Menschen zu Hause
und in der ganzen Welt.

 

Ich möchte mich mit einer einfachen und klaren Botschaft verabschieden und damit den Kranz des Oberbürgermeisters der Stadt Ulm niederlegen: Lasst uns gemeinsam aus der Vergangenheit lernen und die Zukunft demokratisch, weltoffen, tolerant und gegen Krieg, Fremden- und Rassenfeindlichkeit gestalten!

17.11.2024 – Ines Hilsberg

 

[1] ACLED Conflict Index, Stand Juli 2024